SnG Strategie für reguläre Einzeltischturniere
Die Einzeltisch Turniere sind unter den Pokerspielern äußerst beliebt. Die relativ kurze Dauer, die überschaubare Turnierstruktur und eine recht oft erreichbare Auszahlung sind für viele Spieler sehr motivierend. Man sieht aber sehr häufig, dass einige Spieler trotz vieler gespielter SnG´s immer wieder die gleichen gravierenden Fehler begehen. In diesem SnG Strategie-Artikel zeigen wir euch, mit welchem Strategie-Ansatz ihr die besten Chancen auf einen Gewinn habt.
Standard Sit and Go Strategie
Hier beschreibe ich kurz, worin sich die einzelnen Phasen eines regulären Einzeltisch SnG mit 9 oder 10 Spielern unterscheiden und wie diese eure SnG Strategie beeinflussen. Generell sollte eure gesamte Strategie darauf abzielen, den ersten oder zweiten Platz zu erreichen. Vor allem an der Bubble solltet ihr versuchen euren Stack soweit aufzubauen, dass ihr um einen der ersten beiden Plätze spielen könnt – selbst wenn ihr dafür das Risiko eingehen müsst an der Bubble auszuscheiden. Zwei erste Plätze sind mit der Standart-Auszahlung genauso viel wert, wie fünf Dritte.
Die frühe Phase
Reguläre SnGs starten meist mit Stacks von 1500 Chips bei Blinds zwischen 10/20 oder 15/30. Dies entspricht ungefähr Größen von 50-75 Big Blinds oder einem M von ca 50(siehe Harringtons Zonen Modell). In der Startphase solltet ihr aus folgenden Gründen zunächst mit einer sehr tighten SnG Strategie spielen:
- ihr wisst noch nicht, wie tight oder loose eure Gegner sind
- die Blinds sind noch zu niedrig, um wertvolle Chips dafür zu riskieren
- ihr werdet nicht oft die nötigen Implied Odds für spekulative Hände bekommen
- ihr baut euch ein tightes Image auf, um in den späteren Phasen leichter Blinds stehlen zu können
Spielt zunächst nur eure starken Hände und vermeidet Situationen, in denen ihr mit leicht dominierbaren Starthänden wie AJ oder AT schwierige Entscheidungen zu treffen habt. Verfehlt ihr den Flop und eure Continuation Bet wird bezahlt, gebt ihr einfach auf und sucht euch einen besseren Spot. Drawing Hands wie JTs oder kleine bis mittlere Paare solltet ihr nur spielen, wenn ein oder zwei Spieler vor euch in den Pot gelimpt sind. Ziel mit diesen Händen ist es, möglichst billig einen Flop zu sehen und dabei gegen mehrere Gegner zu spielen – in solchen Fällen erhaltet ihr wesentlich bessere Implied Odds. Weiterspielen solltet ihr dabei nur, wenn ihr entweder euer Set oder zumindest einen guten Flush- oder Straigt Draw getroffen habt. Trefft ihr mit solchen Händen am Flop nur das mittlere Paar, habt ihr selten die beste Hand und solltet einfach aufgeben. Spielt eure starken Hände aggressiv und versucht mit AA oder KK eure gesamten Chips schon vor dem Flop in die Mitte zu bringen.
Ein wichtiger Teil eurer SnG Strategie ist in dieser Phase auch die Beobachtung eurer Gegner. Sind diese sehr tight oder verspielen diese ihre Chips mit marginalen Händen – diese Informationen werden für euch in der mittleren und späten Phase Möglichkeiten eröffnen, leichter Blinds stehlen zu können oder mit guten Hände eine Auszahlung zu bekommen.
Die mittlere Phase
Die Blinds sind jetzt auf 50/100 gestiegen und die Stackgrößen bewegen sich nun um die 15 bis 20 Big Blinds. Nach Harringtons M liegen die Stacks zu diesem Zeitpunkt meist in der gelben Zone. Außerdem sind zu diesem Zeitpunkt oft schon ein oder zwei unglückliche oder ungeduldige Spieler ausgeschieden, was das Spiel zusätzlich beschleunigt. Jetzt solltet ihr eure SnG Strategie ändern und aggressiver werden, um nicht mit den schnell steigenden Blinds unterzugehen.
In dieser Phase spielen sich Drawing Hands sehr schlecht, da ihr fast nie die nötigen Implied Odds für ein profitables Spiel erhaltet. Stattdessen solltet ihr euch jetzt im Postflop Spiel auf eure getroffene High Cards stützen und außerdem beginnen, die Blinds zu stehlen. Dabei helfen euch jetzt die Informationen über die Spielweise der Gegner sowie euer eigenes tightes Image, günstige Spots für Steals zu finden. Stehlt die Blinds bei tighten Gegnern, die gerade in dieser Phase nur mit sehr guten Händen Widerstand leisten. Sitzen hinter euch loose Spieler, so greift diese nur mit soliden Händen an und vermeidet marginale Situationen. Da diese nicht so leicht aus einer Hand zu vertreiben sind, lohnt es sich trotz tightem Image selten zu bluffen – allerdings könnt ihr hier mit entsprechenden Händen eine gute Auszahlung erwarten. Raist ein tighter Spieler vor euch, spielt ihr nur mit den besten Händen weiter.
Die späte Phase – Bubble und ICM
In der späte Phase, bei Blinds ab 100/200 und aufwärts, liegen die Stacks nur noch zwischen 5 und 15 Big Blinds bei ca 4-6 verbliebenen Spielern. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich zu diesem Zeitpunkt ein oder zwei Big Stacks sowie Small Stacks am Tisch befinden. Das M liegt wegen der sehr hohen Blinds schon in der orangen Zone und alle Spieler stehen unter einem erhöhten Druck, nicht weggeblindet zu werden. Während der ein oder andere Big Stack noch den Luxus der gelben Zone genießt, geht es bei den Small Stacks in der roten Zone bereits um Alles. Generell ist die korrekte SnG Strategie für die Bubble ein aggressives Spiel, da die meisten Spieler dazu tendieren hier tighter zu werden.
Ihr müsst aber jederzeit mit einem All In eines der Small Stacks rechnen. Achtet also auf deren Position und Spielverhalten. Gleichzeitig sind aber auch die größeren Stacks gefragt aktiv zu bleiben – zwei oder drei passive Runden können in diesen Blindstufen auch einem Big Stack erheblichen Schaden zufügen. Achtet Bei Steals und Resteals immer darauf, sowohl euch als auch den Gegner nicht in den Pot zu committen. Ist euer Stack zu klein für einen Resteal, geht ihr nur mit guten Händen in diese Konfrontation.
Im Idealfall kämpfen an der Bubble ein oder zwei Small Stacks ums Überleben. In dieser Situation werden nicht nur die beiden Small Stacks tighter, da sie hoffen sich in die Auszahlung folden zu können. Gleichzeitig nehmen sich auch die mittleren Stacks zurück und warten erst einmal ab, was mit den Small Stacks passiert. Dies ist die ideale Situation um weiter Blinds zu stehlen, denn keiner der Spieler möchte so kurz vor der Auszahlung seinen gesamten Stack verlieren. Euch hingegen helfen die hohen Blinds einen großen Stack aufzubauen, mit dem man möglichst um den ersten Platz spielen kann.
Verfügt ihr an der Bubble selbst nur über einen Small Stack, solltet ihr euch nur in Ausnahmefällen ins Geld folden – zum Beispiel wenn ein noch kleinerer Stack gleich seinen Big Blind legen muss und pot committed ist. Ziel ist es nach wie vor um den ersten Platz zu spielen, auch wenn ihr hier ein höheres Risiko eingeht auszuscheiden.
Was ist das ICM und wie beeinflusst es meine All-In Entscheidungen
Das sogenannte Independent Chip Model ist ein Konzept, welches sich mit den Erwartungswerten für eine Turnierauszahlung beschäftigt. Grundlage dieses Konzeptes ist es, dass die Chance für den Gewinn des Turniers direkt von der Anzahl eurer Chips abhängt(wenn man zunächst die Spielstärke vernachlässigt). Zum Beginn des Turniers besitzen die Chips den Gegenwert des Buy-Ins. Gleichzeitig bedeutet aber aufgrund der Auszahlungsstruktur der Besitz aller Chips nicht den Gewinn des gesamten Preisgeldes – trotz aller Chips erhaltet ihr nur 50% des Preispools und eure Chips sind nun nur noch die “Hälfte wert”. Anders ausgedrückt heißt das, dass der Erwartungswert(Profit) für den Gewinn nicht so stark steigt, wie die Anzahl eurer Chips. Welche Auswirkungen dies auf eure All-In Entscheidungen hat und wie dies eure SnG Strategie beeinflusst, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Artikel zum Independent Chip Model.
Das Spiel nach der Bubble
Nun sind nur noch drei Spieler im Turnier verblieben und jeder hat bereits 20% des Preispools für den dritten Platz sicher. Nach dem Platzen der Bubble tritt ein weiteres Phänomen auf. Während an der Bubble viele Spieler sehr tight agieren um sich ins Geld zu folden(wir wissen, dass dies in der Regel die falsche Strategie ist), mutieren diese sobald sie dieses Ziel erreicht haben zum Maniac. Die Small Stacks versuchen nun mit der Brechstange aufzudoppeln und sich weiter nach vorn zu spielen. Die beste SnG Strategie ist hier, ebenfalls loose aggressive All-In zu pushen, aber selbst nur tight zu callen! Macht euch außerdem die Position am Dealer Button zunutze und raist dort fast jede Hand.
Besitzt ihr rund 10x so viele Chips wie der Small Stack, könnt ihr auch mit schwachen Händen callen und hoffen, ihn so aus dem Spiel zu nehmen. Solltet ihr diese Hand verlieren, habt ihr nicht sehr viel verloren und der Small Stack nicht wirklich viel hinzugewonnen. So gebt ihr euch die Chance mit einem Einsatz von nur wenigen Chips zumindest schon einmal den zweiten Platz zu sichern.
Sit n Go Strategie für das Heads Up
Das Heads Up eines regulären Sit&Go dauert in der Regel nicht lang. Die Blinds sind bereits sehr hoch und selten gibt es mehr als zwei oder drei Showdowns. Das M der beiden letzten Spieler liegt in der Roten oder Orangen Zone und meist müsst ihr euch nur für ein Fold oder All-In entscheiden. Hier solltet ihr mit allen Händen mit einem Ass, König oder Dame, allen Paaren oder Suited Connectors All-in gehen.