Poker Turnier Strategie von Dan Harrington
Dan Harrington ist der World Series of Poker 1995 Main Event Champion und hat darüber hinaus einige sehr erfolgreiche Poker Bücher geschrieben, von welchen drei über fortgeschrittene Turnierstrategien und das Zonen Modell handeln(Harrington on Holdem). In diesem Artikel erklären wir euch, wie dieses System funktioniert und wie es eure Poker Turnier Strategie beeinflusst.
Harringtons Turnierstrategie des “M”
In Harringtons Pokerturnier Strategie dreht sich alles um das M und die Anpassungen an euer Spiel. Aber was ist dieses M genau? Es errechnet sich einfach aus dem Verhältnis der Zwangseinsätze jeder Runde zur Größe eures Stacks. Damit wisst ihr, wie viele Runden ihr noch ohne spielbare Hand im Turnier verbleiben könnt, bevor die Blinds euren Stack komplett dezimiert haben. Einfaches Beispiel: Die Blinds betragen 100/200 und von jedem der 10 Spieler eines Tischen werden 25 Ante bezahlt – alle Zwangseinsätze der Hand betragen zusammen 100+200+250=550 Chips. Verfügt ihr selbst nun über einen Stack von 6000 Chips, so beträgt euer M etwas über 10 (6000/550). Ihr habt also noch Chips für etwas mehr als 10 Runden.
Das effektive M in Harringtons Zonen-Modell
Die Berechnung des M geht von einem voll besetzten 10er Tisch aus. Wenn ihr nun aber shorthanded spielt, seid ihr öfter in den Blinds und euer Stack reduziert sich schneller. Euer M muss daher noch angepasst werden, um das Zonenmodell auch für kleinere Tische anwenden zu können. Beispiel: euer M beträgt 20 und am Tisch sitzen insgesamt 7 Spieler – dann beträgt euer effektives M = 20 x 0,7 = 14.
Pokerturnier Strategie – die einzelnen Zonen
Schauen wir uns zunächst an, wie groß das M der einzelnen Zonen aussieht:
Wenn ihr euer M kennt wisst ihr, wie ihr eure Poker Turnier Strategie anpassen müsst. Je kleiner euer M wird, umso mehr geratet ihr unter Druck euren Stack zu vergrößern und nicht wegen den Blinds aus dem Turnier auszuscheiden. Dann müsst ihr aggressiver werden und auch etwas schlechtere Hände spielen – schauen wir uns nun also an, wie ihr in welcher Zone spielen solltet.
Die Grüne Zone – M ist größer als 20
In der grünen Zone stehen euch alle Möglichkeiten zur Verfügung. Ihr könnt hier aggressiv oder sehr tight spielen, verschiedene Moves machen oder und die kleineren Stacks konstant unter Druck setzen. Ihr könnt Blinds stehlen und Moves zum ReSteal ansetzen oder gegen einen anderen Big Stack eine große Hand spielen. In dieser Zone sind vielerlei Hände spielbar. Ihr könnt mit kleinen Paaren auf Set Value callen oder versuchen mit suited Connectors einen günstigen Flop zu sehen. Achtet aber trotz der grünen Zone auf die effektiven Stackgrößen und Implied Odds, bevor ihr einen Call mit spekulativen Händen macht.
Die Gelbe Zone – M zwischen 10 und 20
Jetzt wird es schon schwieriger. Die Blinds und Antes reduzieren euren Stack zusehends und ihr dürft nicht mehr zu lang auf gute Karten warten. Jetzt solltet ihr eure Poker Turnier Strategie ändern und ein wenig looser und aggressiver werden. Meist verlasst ihr euch jetzt nur noch auf eure High Cards und getroffene Top Paare – Suited Connectors oder kleine Paare sind wegen der fehlenden Implied Odds kaum noch spielbar. Mit solchen Händen All-In zu gehen ist aber noch zu zeitig. Blind Stealing wird immer wichtiger und für das ReStealen verfügt ihr noch über ausreichend Chips.
Die Orange Zone – M zwischen 5 und 10
Bist du an diesem Punkt angelangt, hast du fast jede Möglichkeit verloren clevere Manöver zu startet. Eure Pokerturnier Strategie reduziert eure möglichen Entscheidungen nur noch auf Fold oder All in. Du verfügst nicht mehr über genügend Chips, um nach einem Reraise deine Hand im Falle eines All-Ins noch weglegen zu können. – wenn du einen Resteal ansetzen möchtest, gehe gleich All-In. Achte aber darauf, dass das Raise noch groß genug ist und euer Gegenspieler noch nicht Pot Commited ist.
Die Rote Zone – M zwischen 1 und 5
Alarmstufe Rot – jetzt gibt es nur noch einen Move: All In! Sucht euch Spots, an denen ihr der erste Spieler im Pot seid und schiebt alles rein. Eure Poker Turnier Strategie beschränkt sich jetzt nur noch darauf, wertvolle Blinds zu stehlen oder mit halbwegs passablen Händen im Showdown euren Stack zu verdoppeln. Diesen Move könnt ihr jetzt wieder mit vielen Händen machen. Jedes Paar, jede Hand mit einem Ass, König oder Dame und sogar suited Connectors sind dafür gut geeignet. Letztere vor allem wegen der zusätzlichen Flush- und Straight-Möglichkeit, die eure Gewinnchance im Showdown um ein paar Prozentpunkte verbessert und weil ihr mit Händen wie 78s seltener dominiert werdet als mit Baby-Assen. Außerdem habt ihr mit solchen Händen gegen AK oder AQ immer noch knapp 42% Gewinnchance.
Die Tote Zone – M kleiner 1
In dieser Zone seid ihr schon so gut wie ausgeschieden. Hierein solltet ihr nur durch einen “Unfall” geraten, denn spätestens in der roten Zone müsst ihr alles daran setzen, nicht in die tote Zone abzurutschen. Ihr habt keine Möglichkeit mehr irgendwelchen Druck auszuüben, jedes eurer All Ins muss allein schon wegen der Pod Odds gecallt werden – egal mit welcher Hand. Hier gilt nur noch Augen zu und durch, das Einzige was ihr jetzt noch probieren könnt, ist möglichst im HeadsUp in einen Showdown zu gehen.