Cash Game Strategie – worauf ihr achten solltet
Cash Games unterscheiden sich von Turnieren nicht nur durch konstante Blinds, auch könnt ihr euch jederzeit in das Spiel einkaufen oder es wieder verlassen. Viele der Turnierstrategien werden für eine Cash Game Strategie nicht benötigt, zusätzlich werdet ihr häufig mit Stacks von 100 Big Blinds spielen, so dass wegen der höheren Implied Odds öfter spekulative Hände in den Pötten beteiligt sind. Auf dieser Seite vermitteln wir euch die Grundlagen zu Stackgrößen, Positionen und Initiative sowie Bluffs.
Unterschiede Big und Small Stack Strategie
Die spielbaren Hände hängen nicht nur von eurer Position, sondern auch von der Größe des effektiven Stacks ab. Stacks mit 70 oder mehr Big Blinds werden als Big Stack bezeichnet. Alles unter 40 Big Blinds sind Small Stacks.
Small Stack Strategie
Während das Spiel der Bigstacks häufig spekulative Hände enthält, können Small Stacks wegen der fehlenden Implied Odds nur die besten 10% aller Hände spielen. Das beinhaltet zum Beispiel alle Paare ab 77 aufwärts sowie AK, AQ und je nach Position auch AJ, AT oder KQ. Ziel der Small Stack Strategie ist es, nur mit den besten Händen möglichst noch vor dem Flop, spätestens aber am Flop All-In zu gehen. Small Stack Strategie Spieler sind dadurch in ihrem Spiel relativ durchschaubar, haben aber den Vorteil, dass sie selbst nach dem Flop kaum ausgespielt werden können und durch den kleinen Stack nur geringe Fehler begehen können. In dieser Übersicht seht ihr, wie ihr welche Starthände aus den unterschiedlichen Position mit einer Small Stack Strategie spielen solltet.
Big Stack Strategie
Mit dem Big Stack Cash Game beginnt das wirkliche Pokerspiel. Eine Cash Game Strategie kann dabei so komplex werden, dass diese den Rahmen dieser Übersichtsseite bei weitem sprengen würde. Nicht umsonst widmen sich die Pokerschulen diesem Thema in hunderten von Poker Videos und Strategie-Artikeln. Generell kann man sagen dass in einer Big Stack Cash Game Strategie mehr spekulative Hände ins Spiel kommen und die eigentliche Action meist erst nach dem Flop entsteht. Dann bauen sich große Pötte auf und wer geschickt seine Gegner ausspielt, kann schnell leichtes Geld verdienen. Für Big Stack Spieler ist es wichtig, in seinen Spielzügen nicht durchschaubar zu werden. Der Gegner muss euch idealerweise in jeder Situation entweder eine starke Hand oder einen Bluff zutrauen. Erkennt er bei euch eine Situation, in der ihr nur starke Hände oder bevorzugt Bluffs spielt, kann er dies gegen euch ausnutzen.
Als einfaches Beispiel können wir dazu die Continuation Bet bringen. Ihr müsst eure Conti Bet sowohl als Bluff, als auch mit getroffenen Händen machen. Genauso ausgewogen solltet ihr am Flop einen Check Raise mit einer starken Hand und als Bluff durchziehen. So stellt ihr euren Gegner vor eine schwierige Entscheidung und zwingt ihn zu Fehlern.
Eure wichtigsten Strategien: Position und Initiative
Wenn wir die Position in unsere Entscheidungen am Pokertisch einfließen lassen, gibt es zwei Sachen zu bedenken. Ist meine Hand stark genug, um sie für meine Position am Tisch spielen zu können und habe ich nach dem Flop Position auf meine Gegner(kann ich als Letzter in folgenden Setzrunden die Entscheidung treffen).
Die Position am Tisch entscheidet maßgeblich darüber, welche Hände ihr im Normalfall dort spielen solltet. Normalfall heißt hier, dass ihr abgesehen von Bluffs oder Reads in den meisten Fällen nur Hände spielt, die eine ausreichend hohe Gewinnwahrscheinlichkeit haben. Dabei müsst ihr folgende Umstände bedenken: Je eher ihr in das Spiel einsteigt(frühe Position), umso höher ist die Chance, dass ein Spieler nach euch eine spielbare bzw bessere Hand besitzt. Dazu kommt noch, dass ihr dann sehr wahrscheinlich die Hand “out of Position” spielen müsst und so schwierigere Entscheidungen treffen müsst. Daher solltet ihr euch in zeitiger Position(EP, early Position) nur auf die besten Hände wie hohe Paare, AK oder AQs beschränken und diese aggressiv spielen. Meist liegt ihr mit diesen Händen am Flop vorn und mit entsprechenden Einsätzen solltet ihr eurem Gegner nun einen Draw mit einer spekulativen Hand teuer bezahlen lassen.
Sitzen wir in der mittleren Position(MP, middle Position), sieht es schon etwas freundlicher aus. Wir haben bereits Informationen über die Aktionen der frühen Positionen und gleichzeitig weniger Spieler hinter uns. Dieser Umstand ermöglicht es uns, die Anforderungen an die Starthände etwas zu senken, aber noch nicht zu weit. Hier können wir auch mittlere Paare, AJ oder KQ erhöhen, wenn wir als Erster in den Pot einsteigen. Hat bereits ein Spieler vor euch erhöht, wird er selbst sehr wahrscheinlich eine der besseren Starthände besitzen und ihr solltet nur mitspielen, wenn ihr eine entsprechend starke Hand oder mit schwächeren Karten gute Implied Odds besitzt.
In den späten Positionen am Dealer Button(BU) oder Cut Off(CO, die Position vor dem Dealer) ist die Situation noch vorteilhafter. Die meisten Spieler haben bereits agiert und es sitzen nur noch sehr wenige Spieler hinter euch. Zum Einen ist die Chance einer besseren Hand hinter euch geringer, zum anderen haben die beiden Blinds den Nachteil, nach dem Flop vor euch agieren zu müssen. Wenn ihr Position auf euren Gegner besitzt, also immer nach ihm entscheiden könnt, spielt sich eine Hand wesentlich einfacher. Ihr besitzt immer den Informationsvorsprung über die Aktion eures Gegners und könnt darauf reagieren. “Out of Position” spielt es sich wesentlich schwieriger – ohne Information über die Handstärke des Gegners müsst ihr nun zuerst entscheiden, ob eure Hand gut genug ist und wie ihr sie am besten spielen solltet. Die Position auf eure Gegner ist eines der wichtigsten Details auf die ihr achten müsst, bevor ihr euch entscheidet eine Hand zu spielen. Die Anforderungen an eure Hand kann in einer der späten Positionen nochmals gesenkt werden. Hier könnt ihr alle Broadway-Karten(bestehend aus zwei Karten von 10 bis Ass), alle Paare, schwache Asse oder suited Connectors spielen.
In den Blinds habt ihr zwar vor dem Flop den Vorteil, zuletzt agieren und wegen der bereits gesetzten Zwangseinsätze günstiger callen zu können – dafür seid ihr aber in den wichtigen Runden nach dem Flop immer in der schlechtesten Position. Hier solltet ihr euch wieder an Starthände halten, die ihr auch in mittlerer Position spielen würdet. Achtet aber genau darauf, aus welcher Position die Erhöhungen kommen. Würde aus zeitiger Position geraist, handelt es sich wahrscheinlich um eine wesentlich bessere Hand als vom Button.
Initiative als zusätzliches Druckmittel
Die Initiative ist ein weiterer wichtiger Teil eurer gesamten Strategie. Versucht nicht nur in Position zu spielen, sondern verstärkt diesen Vorteil, indem ihr vor dem Flop als erster Spieler mit einem Raise oder Reraise die Initiative übernehmt. Eure Gegner geraten so noch weiter unter Druck und sind eher gewillt ihre Hände aufzugeben. Wenn ihr am Flop weiterhin eine sehr starke Hand repräsentiert, habt ihr mit dieser aggressiven Spielweise einen weiteren Weg, die Hand zu gewinnen. Anstatt nur passiv zu callen und die Hand am Showdown gewinnen zu müssen, könnt ihr jetzt auch gewinnen, indem euer Gegner foldet. Auch wenn Poker diese aggressive Spielweise belohnt, solltet ihr darauf achten nicht zu übermütig zu werden und alles zu raisen. Achtet genau darauf, nicht zu wenig und nicht zu viel Aggressivität an den Tag zu legen. Kombiniert das tight aggressive Spiel mit einigen guten Bluffs zur richtigen Zeit und eure Gegner werden es verdammt schwer haben, euch auf eine Hand zu setzen.
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bluff
Oft sieht man Spieler auf dem River bluffen, wenn sie ihren Draw verfehlt haben und nicht mehr wissen, wie sie weiterspielen sollen. Ein erfolgreicher Bluff benötigt aber eine “glaubhafte Geschichte einer guten Hand” und einen Gegner, der daraufhin seine Hand auch weglegen kann. Bluffs sind ein sehr wichtiger Bestandteil eurer Cash Game Strategie, da ihr in euren Aktionen jederzeit unberechenbar bleiben müsst. Ihr dürft nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel bluffen. Folgende Umstände begünstigen aber einen Bluffversuch:
Tighte Gegner oder Rocks: Tighte Gegner und sogenannte Rocks lassen sich leichter bluffen, da diese oft nur mit wirklich starken Händen weiterspielen und in marginalen Situationen einfach aufgeben. Maniacs oder Calling Stations, die auch noch bis zum River für ihr mittleres Paar bezahlen sind quasi unbluffbar.
Ein unkoordiniertes Board: Das sind idealerweise Community Cards, welche keinen Straight- oder Flush Draw zulassen und nur eine Bildkarte enthalten, die man durch seine bisherigen Aktionen gut repräsentieren kann. Das perfekte Beispiel dafür ist die Continuation Bet. Ihr erhöht vor dem Flop und der Gegner gibt euch zunächst meist ein Paar oder ein Ass oder König mit guter Beikarte. Wenn jetzt der Flop A92 rainbow erscheint und ihr hier eine Conti Bet abfeuert, gibt es nicht viel, womit der Gegner noch callen kann. Er muss selbst ein Ass oder Middle Pair besitzen und kann sich nicht sicher sein, ob seine Hand vorn oder hinten liegt. Außerdem ist es für ihn fast unmöglich mit Suited Connectors weiterzuspielen. An den folgenden Situation Beispielen seht ihr, wie schwierig es für den Gegner ist auf einem unkoordinierten Board weiterzuspielen bzw wie leicht man auf koordinierten Boards einen zusätzlichen Draw halten kann. In dieser Situation schafft man es seltener einen Spieler aus der Hand zu bluffen.
Aber auch auf einem koordinierten und gefährlich aussehenden Board kann ein Bluffen funktionieren, vor allem wenn der Gegenspieler nur wenig davon getroffen hat. Das Paar Buben wird sich auf dem zweiten Board allerdings nicht aus der Hand bluffen lassen – er selbst hält eine sehr starke und aus seiner Sicht auch die wahrscheinlich beste Hand. Mit all diesen gefährlichen Draws auf dem Board darf er aber keine freie und günstige Karte mehr zulassen und muss euren Einsatz Raisen. Trefft ihr auf solch einen harten Widerstand, ist es für euch aber ein Leichtes, euren missglückten Bluff aufzugeben und keine weiteren Chips mehr zu investieren.
Möglichst wenige Gegenspieler: Idealerweise blufft ihr, wenn nur ein weiterer Spieler in der Hand involviert ist. Je mehr Spieler am Pot beteiligt sind, umso wahrscheinlicher hat auch jemand eine starke Hand getroffen und lässt sich nicht vertreiben.
Ihr besitzt Position auf eure Gegner: Mit Position auf euren oder eure Gegner könnt ihr wesentlich einfacher einen Bluff starten, denn vor eurer Entscheidung erhaltet ihr zunächst einige Informationen darüber, wie sehr der Gegner “seine Hand mag”. Wird zu euch durchgecheckt, stehen die Chancen nicht schlecht mit einer Bet in Position alle marginalen Hände zur Aufgabe zu bewegen.
Ein Tightes Image: Denkt daran, dass ihr auch von euren Gegnern beobachtet werdet. Wart ihr die letzten Runden sehr aktiv, tendieren die anderen Spieler eher dazu euch auf einen Bluff zu setzen. Wart ihr hingegen lang nicht mehr in einer Hand involviert, geben euch eure Gegner eher eine starke Hand.